Als Frau S. ihre Behandlung im AMEOS Klinikum Inntal beginnt, ist sie nur eine Diagnose: F.32.2, schwere depressive Episode. Ihr Ehemann ist vor einem Jahr gestorben – und ihre eigene Lebensfreude mit ihm. Frau S. trägt immer schwarz und wird das auch, so viel ist ihr klar, bis an ihr Lebensende beibehalten.
Rosemarie Hopfenwieser gehört dem Pflegeteam der Fachklinik für Psychosomatik an und lernt Frau S. gleich an deren Anreisetag kennen. Frau Hopfenwieser hat sich während einer Weiterbildung intensiv in das Thema Ressourcenförderung im pflegerischen Kontext eingearbeitet. Und dabei hat sie sich dem Glück verschrieben: „Wir wissen aus der Hirnforschung, dass wir unsere Gefühlszentren wie einen Muskel aktiv trainieren können. Und genau dabei helfe ich meinen Patient*innen.“
Frau Hopfenwieser und Frau S. verbringen viel Zeit in der so genannten Co-Therapie. Das sind therapeutische Gespräche, die von qualifizierten Pflegekräften übernommen werden. Gemeinsam begeben sie sich auf die Suche nach den verborgenen Glücksmomenten im Leben von Frau S. Auch wenn die Depression immer wieder einen grossen Schatten darüber wirft, wird doch langsam klar, dass es schöne Momente gibt: Der Anruf des geliebten Enkels. Die Blumen, die im Garten des Klinikums wachsen. Eines Tages bringt die Tochter von Frau S. ihr ein buntes Sommerkleid mit. Gemeinsam mit Frau Hopfenwieser hängt sie es aussen an ihren Schrank.
„Von Marc Aurel stammt folgendes Zitat: „Auf die Dauer nimmt die Seele die Farben deiner Gedanken an.“ Es ist eine gute Nachricht für alle Menschen – mit oder ohne Depressionen! – dass wir selbst mithelfen können, unsere Gedanken zu färben.“ An einem sonnigen Wochenende, Frau S. ist mittlerweile sechs Wochen in Behandlung, treffen sich die beiden im Garten. Frau S. trägt ihr buntes Kleid. „Ich habe sie erst gar nicht erkannt.“, erinnert sich Frau Hopfenwieser. „Auf einmal war dieser trauernden Frau nicht mehr nach Schwarz zumute, sondern nach lebensfrohen Farben. Das Glück hatte nach langer Zeit endlich wieder einmal die Oberhand gewonnen.“
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Das Glückstagebuch
Wie trainiert man nun seinen „Glücks-Muskel“? Rosemarie Hopfenwieser rät dazu, ein Glückstagebuch zu führen: „Am Anfang ist es gar nicht so leicht, täglich einen Moment zu finden, in dem man glücklich war. Doch nach einiger Zeit wird das Gespür und die Achtsamkeit für das eigene Glück wachsen.“ Probieren Sie es doch einmal aus! Was hat Sie heute schon glücklich gemacht?
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Text: Katharina Auberger
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