Um das Jahr 1284 liess sich in Hameln ein seltsamer Mann blicken. Er trug einen bunten Rock, gab sich als Rattenfänger aus und versprach den Bürgern, die Stadt gegen Bezahlung von ihrer Mäuse- und Rattenplage zu befreien. Damit erklärten sich die Bürger von Hameln einverstanden und versprachen ihm einen Lohn. Daraufhin zückte der Rattenfänger seine Flöte und lockte mit seinem Spiel alle Mäuse und Ratten aus ihren Löchern in die Weser hinein, wo sie ertranken.
Kaum war die Stadt jedoch von ihrer Plage befreit, weigerten sich die Bürger, den Rattenfänger zu entlöhnen.
Erbittert verliess dieser die Stadt, um am 26. Juni in Gestalt eines Jägers mit rotem Hut wiederzukehren. Wiederum liess er in der Stadt seine Flöte erklingen. Nur folgten ihm dieses Mal nicht die Ratten und Mäuse, sondern alle Kinder der Stadt, die er auf einen Berg hinaufführte, wo er zusammen mit ihnen verschwand, um nie mehr wiederzukehren.
Obwohl die Sage mehr als 725 Jahre alt ist, hat sie in jüngerer Zeit nichts von ihrer Faszination verloren und auch berühmte Dichter wie Johann Wolfgang von Goethe oder Bertold Brecht dazu bewegt, die schauerliche Geschichte des Rattenfängers von Hameln in einem Gedicht zu verewigen.
Noch Mitte des 18. Jahrhunderts hiess die Strasse, auf welcher die Kinder die Stadt durch das Stadttor verlassen haben sollen, “bunge-lose” (tonlose, stille), weil dort keine Musik gespielt werden durfte. Wer das Tor durchquerte, musste schweigen.