Woher kommen die MRE?

Die Überzeugung, dass „Krankenhauskeime“ durch mangelnde Hygienemaßnahmen wie „zu wenig Putzen“ übertragen werden, ist in der Öffentlichkeit tief verwurzelt. So erscheint es vielen als plausibler, dass Wundinfektionen nach einer Operation in ungenügend gereinigten OPs und durch die Verwendung schmutziger OP-Instrumente entstehen. Tatsächlich bringen Patient*innen Infektionserreger jedoch häufig schon bei der Aufnahme mit ins Krankenhaus und infizieren sich nicht erst auf der Station oder bei einem Eingriff.

Fachsprachlich wird der Erreger hierbei auf endogenem Weg transportiert – er befindet sich schon vor der Behandlung auf der Haut, in den Atemwegen  oder im Darm und zählt zur sogenannten Normalflora des Patient*in. Für gewöhnlich verursachen eine Vielzahl der körpereigenen Keime keine Beschwerden, doch Umstände wie ein geschwächtes Immunsystem können dann während eines Krankenhausaufenthaltes zu einem Ausbruch der Infektion führen. Etwa 70 bis 80 Prozent der Infektionen, die im Krankenhaus auftreten, sind auf endogene Infektionen zurückzuführen.   

Übertragungswege

Dem stehen Infektionen gegenüber, bei denen der Erreger von außen an den Patienten getragen wird, also nicht durch die normale Besiedelung des Körpers mit Bakterien ausgelöst wird. Die so genannte exogene Übertragung kann durch den direkten Kontakt mit Personen (zum Beispiel Händeschütteln), durch kontaminierte Gegenstände, die Luft oder das Wasser erfolgen. Etwa 20 bis 30 Prozent der Infektionen entfallen auf diese Form der Übertragung.

Nosokomiale Infektionen

Patient*innen, die sich erst im Krankenhaus mit einem Erreger infizieren und deren Infektion daher mit einem Aufenthalt in einer medizinischen Einrichtung in Verbindung gebracht werden kann, leiden unter einer nosokomialen Infektion. Per Definition werden Infektionen, die 48 Stunden oder später nach der stationären Aufnahme auftreten, als nosokomiale Infektion charakterisiert. In diesem Zusammenhang treten Harn- und Atemwegsinfekte sowie postoperative Wundinfektionen und Durchfallerkrankungen durch Clostridium difficile am häufigsten auf. Diese Form der Infektion gehört zu den häufigsten Komplikationen bei der Behandlung in einer medizinischen Einrichtung. Sie wird mitunter anders behandelt und diagnostiziert als eine Infektion, an der man im häuslichen Umfeld erkrankt. Grund dafür sind die Besonderheiten einzelner Keime: Sie sind häufig resistent gegen mehrere Antibiotika und zeichnen sich durch ein unterschiedliches Erregerspektrum aus.

Doch Achtung: nur circa fünf bis 10 Prozent aller nosokomialen Infektionen werden durch multiresistente Erreger verursacht. Die weit verbreitete Meinung, dass alle im Krankenhaus auftretenden Keime auch multiresistente Erreger sind, ist daher nicht korrekt. Auch muss stets zwischen einer – in der Regel harmlosen – Besiedelung und einer behandlungsbedürftigen Infektion unterschieden werden.

Erste Massnahme: Hygiene

Bei der Versorgung von Patienten*innen, die von einem multiresistenten Erreger (MRE) befallen sind, gibt es zwei wichtige Massnahmen, die ergriffen werden. Die Grundlage für die Versorgung erkrankter Patienten*innen ist immer die sogenannte Standardhygiene.  Diese beinhaltet Massnahmen, die grundsätzlich in der Grundversorgung bei allen Patienten*innen in jeder Gesundheitseinrichtung durchzuführen sind. Sie gelten als Verhaltenskodex für das gesamte Personal und müssen konsequent beachtet werden, wenn Tätigkeiten am oder in der Nähe einer erkrankten Person durchgeführt werden. Ziel ist es, die Übertragung von Erregern zu vermeiden. Zu den Elementen der Standardhygiene zählt unter anderem die Händehygiene, die persönliche Schutzausrüstung (PSA) und die Flächendesinfektion und Reinigung. Die Händehygiene, welche als wichtigste Massnahme gegen die Übertragung von Erregern gilt, umfasst einerseits die hygienische Händedesinfektion als auch das Händewaschen und die Hautpflege, um Hautirritationen, die später als Eintrittspforte diesen können, zu vermindern.

Mit einer persönlichen Schutzausrüstung soll das Personal beim Kontakt mit erkrankten Patient*innen vor einer Ansteckung geschützt werden. Hierzu zählen beispielsweise Schutzkittel, Schutzhandschuhe, Mund-Nasen-Masken, Atemschutzmasken sowie Kopfhaube und Augenschutz.

Bei der Flächendesinfektion und Reinigung stehen vor allem die Reinigung von Arbeitsflächen sowie  Flächen, mit denen die Erkrankten in Berührung kommen, im Mittelpunkt. Diese „rein“ zu halten, unterstützt die Vorbeugung von Übertragungsmöglichkeiten.

Zweite Massnahme: Isolierung

Die zweite Massnahme, die bei Patienten*innen mit MRE getroffen werden kann, ist die Einzelzimmerisolierung. Diese löst bei Angehörigen und Mitpatient*innen häufig Angst aus. So stellen sich viele unter der Isolation vor, dass Pateint*innen „weggesperrt“ werden und nur Menschen in bestimmten Schutzanzügen zu ihnen dürfen. Das ist aber nicht der Fall. Erkrankte erhalten zwar ein Einzelzimmer, um die Verbreitung des Erregers zu unterbinden, Familie und Freunde dürfen sie aber trotzdem empfangen. Diese müssen zumeist dann Schutzkittel, Mundschutz und Handschuhe tragen, um sich nicht anzustecken bzw. ebenfalls kolonisiert zu werden, können aber abgesehen davon ganz normal mit der erkrankten Person umgehen. Wichtig bei der Isolation ist die Aufklärung des Patient*in. Erklärt man, wieso isoliert wird und welche Massnahmen getroffen werden, um Andere vor einer Ansteckung zu schützen, so treffen Ärzte*innen oftmals auf Verständnis.

Risikoreduktion

Bei strikter Einhaltung der Standardhygiene und mit Hilfe der Isolation kann das Risiko einer Weiterverbreitung von multiresistenten und anderen nosokomialen Erregern reduziert werden. Zahlen zwischen 2006 und 2012 zeigen in Deutschland einen starken Rückgang von MRSA Infektionen. So lag 2012 in Deutschland der Anteil von MRSA bei nosokomialen S. aureus-Infektionen bei Intensivpatient*innen und bei operierten Patient*innen bei 27% Tendenz sinkend.

 

Auf diesen vier Wegen können nosokomiale Infektionen übertragen werden: 

Aerogene Infektionen: 

Hierunter fallen Infektionen, die über den Luftweg (aerogen) übertragen werden, beispielsweise durch die Einatmung infektiöser Tröpfchen oder Staubpartikel.

Kontaktinfektionen:

Hier reicht ein Händeschütteln zwischen einem*einer erkrankten Patient*in und einem gesunden Menschen aus, um Bakterien zu übertragen.

Schmierinfektionen:

Ähnlich wie bei Kontaktinfektion wird der Erreger von Mensch zu Mensch übertragen. Die Besonderheit hierbei ist allerdings, dass der neu Erkrankte nach einem Händeschütteln beispielsweise seine Hand zum Mund, zur Nase oder an die Augen führt. Auf diese Weise kann eine Übertragung des Erregers über die Schleimhäute erfolgen. 

Alimentäre nosokomiale Infektionen: 

Bei diesem Übertragungsweg gelangt der Erreger über Nahrungsmittel in die*den Patien*in.