Darüber spricht man doch nicht – Sexualstörungen gehören auch heute noch zu den grossen Tabuthemen. Eine, die Betroffene ermutigt, das Thema bei einer ärztlichen Behandlung anzusprechen, ist Isolde Glandt. Sie ist Diabetesberaterin am AMEOS Klinikum Bernburg und begegnet dem Problem immer wieder in Gesprächen mit an Diabetes erkrankten Menschen. „Man geht davon aus, dass über 50 Prozent aller Menschen mit einem Diabetes in Folge ihrer Erkrankung auch eine sexuelle Funktionsstörung entwickeln“, berichtet sie. Doch wie hängt das miteinander zusammen?

Eine der häufigsten Ursachen von Diabetes ist ein instabil eingestellter Stoffwechsel. Ein über längere Zeit erhöhter Glukosespiegel greift mit der Zeit Nerven sowie Blutgefässe an und verschlechtert die Durchblutung. Augen, Herz oder Nieren können davon betroffen sein – genauso wie die Sexualorgane. Zu den typischen Merkmalen gehören neben Orgasmus- und Libidostörungen bei beiden Geschlechtern auch Erektions- und Ejakulationsstörungen bei Männern sowie Schmerzen beim Geschlechtsverkehr (Dyspareunie) und Scheidentrockenheit bei Frauen. Erkrankte sollten dem Problem unbedingt mehr Beachtung schenken, denn Sexualstörungen können Vorboten für schwerwiegendere Folgen der zugrunde liegenden Durchblutungsstörung sein, wie Schlaganfall oder Herzinfarkt.

„Störungen der Sexualität sind für Betroffene eine grosse psychische Belastung und können sich in der Folge oft negativ auf die Partnerschaft auswirken“, kann Isolde Glandt aus eigener Erfahrung berichten. Es gibt gute Behandlungsmöglichkeiten, die sich in den Therapieansätzen von der Behandlung von nicht an Diabetes erkrankten Menschen nicht unterscheiden. Fachpersonen bieten Therapien in der Urologie und Andrologie für Männer beziehungsweise Gynäkologie für Frauen an. Infrage kommen Medikamente, mechanische Hilfsmittel, zum Beispiel Vakuumpumpen, oder eine Analyse des Hormonhaushalts.

Die genauen Zusammenhänge eines Diabetes und seiner Auswirkungen auf die Sexualität sind trotz aller Aufklärung und der Verbreitung des Problems unter Diabeteserkrankten bisher wenig erforscht. „Ein Grund mehr“, findet Isolde Glandt, „dass Betroffene ihre Sexualstörungen ernst nehmen und sich Hilfe suchen.“


Text: Kathrin Adam


Das AMEOS Klinikum Bernburg ist für die regional anteilige Versorgung der rund 200.000 im Salzlandkreis lebenden Bewohner tätig. Das Klinikum verfügt über sechs medizinische Fachkliniken, drei medizinische Zentren, Sprechstunden sowie eine ambulante Physiotherapie und Ergotherapie. 

Das AMEOS Klinikum Bernburg ist akademisches Lehrkrankenhaus der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg sowie Ausbildungsstätte für Pflegefachkräfte, Krankenpflegehelferinnen und -helfer, Operations- und Anästhesietechnische Assistentinnen und Assistenten.