Frankfurt am Main, der Wecker klingelt um 6:00 Uhr, Consultant Luca wacht auf. Griff neben das Kopfkissen, die Gesichtserkennung entsperrt den Bildschirm, der erste Blick aus dem Fenster in die Welt. Bunt ist sie. Und schnell. Scrollend durch den Insta-Feed, ein paar Herzen verteilen, Nachrichten auf LinkedIn überfliegen, Artikel über Mental Health am Arbeitsplatz mit „Wer gibt dem Chef Bescheid lol“ an Michael weiterleiten. Kopfweh. E-Mails checken. Aufstehen.
Nach der Diagnose Medienabhängigkeit ist Luca nun die dritte Woche in psychosomatischer Behandlung im AMEOS Privatklinikum Bad Aussee. Nach dem Aufwachen fällt Lucas Blick aus dem Fenster: Dort sieht er den Loser, das alpine Wahrzeichen des Ausseerlandes, in die Höhe ragen. Ein kühler Wind weht durch das angekippte Fenster und lässt den Vorhang tanzen. Luca schliesst noch einmal die Augen und atmet tief ein. Er spürt, wie er die Luft ganz langsam durch die Nase nach unten in seinen Körper wandern lässt. Wie sich dabei sein Brustkorb weitet und sein Atem bis zum Bauchnabel fliesst. Nach einigen kräftigen Zügen steht er langsam auf. Sein Kopf fühlt sich leicht und frei an.
Am Morgen durch den Frankfurter Berufsverkehr, Musik auf den Kopfhörern, in der U-Bahn durch den News-Feed scrollen. Anzug-Selfie mit Kaffee in den Status stellen. E-Mails checken. Wer hat den Status angesehen? E-Mails checken, Kundentermine bestätigen, wer reagiert auf den Status, zweites Selfie. Warum reagiert niemand auf den Status? Haltestelle verpasst. Kopfweh.
Lucas erster Impuls bei der Ankunft in Bad Aussee: der Griff zum Smartphone. Selfie vor dem Bergpanorama:
„Guckt mal, wo ich jetzt bin.“ Selfie mit Obstkorb auf dem Zimmer („Work hard – play hard“). In der ersten Woche dann die Erkenntnis, dass er seine Umwelt nur noch gefiltert sieht. Foodporn statt Kochen, Likes statt Genuss, Messages statt Gesprächen. In Gesprächen mit seiner Therapeutin wird ihm klar, dass er seine Sinne wiederentdecken muss. Und so geht er mit der Natur- und Erlebnispädagogin Birgit Strobl-Pilz wandern, lauscht dem Plätschern des Baches, hält seine Hand in das klare kalte Wasser, die Nase in den Wind und versucht, den Eindrücken Namen zu geben. Die Kopfschmerzen lassen nach. Und das Smartphone bleibt einfach mal liegen.
Text: Katharina Auberger
Den richtigen Umgang lernen
Um einen gesunden Umgang mit digitalen Medien zu lernen, bietet das AMEOS Privatklinikum Bad Aussee spezielle Lern- und Therapiemodule für Patient*innen, Firmen und Führungskräfte an.
Unser Digital Transformation Program umfasst folgende Bereiche:
- Work Smart (Lernprogramm für Firmen)
- Personal Smart Space (Therapie und Training für Einzelpersonen bzw. Führungskräfte)
Die Sinne zurückerobern
Am AMEOS Privatklinikum Bad Aussee beginnen wir die Therapie von Medienabhängigkeiten mit einer Auszeit vom Smartphone oder Laptop. Und wenden uns dann unseren Sinnen zu: Riechen, Schmecken, Hören und Fühlen – alles Fähigkeiten, die wir im Kleinkindalter entwickelt und die sich im permanenten Online-Sein zurückgebildet haben. Neben psychotherapeutischen Einzel- und Gruppengesprächen steht vor allem die Natur- und Erlebnispädagogik im Zentrum der Behandlung. Mit ihrer Hilfe schaffen es die Betroffenen, ihre Sinne wieder zu reaktivieren und aus der Abhängigkeitsspirale herauszukommen.