Junge Mütter mit Baby im Arm lachen immer: zumindest in der Werbung und im Fernsehen. 10 bis 15 Prozent aller erstgebärenden Mütter ist nach der Geburt aber nicht zum Lachen zumute. Im Gegenteil: Sie leiden an einer behandlungsbedürftigen Wochenbettdepression. Die psychische Störung kann unbehandelt dramatische Reaktionen oder aber bleibende Beziehungsstörungen nach sich ziehen.
„Das größte Problem der Frauen ist ihre Scham“, so Tatjana Hof, Kinder- und Jugendpsychotherapeutin, die in im AMEOS Klinikum Oldenburg eine Sprechstunde für Frauen mit einer seelischen Erkrankung im Wochenbett anbietet.
Die Frauen könnten es selbst nicht begreifen, dass sie unter der Depression manchmal keine Gefühle für das Kind entwickeln können. Die Scham betrifft nicht nur die Bindungsstörung – die Frauen schämten sich auch wegen ihrer belastenden Depressionssymptomatik: Freudlosigkeit, Antriebsarmut und Niedergeschlagenheit. Sie fühlen sich als schlechte Mutter - „Mütter ohne Glücksgefühl“.
„Anfangs können sich erkrankte Mütter nur schwer eine stationäre Behandlung vorstellen“, erklärt Tatjana Hof. Die Sprechstunde in Oldenburg biete ein niedrigschwelliges Angebot. Neben Beratung und Unterstützung vermittelt Hof auch ambulante Hilfs- und Therapieangebote in Ostholstein. „Wenn die ambulanten Maßnahmen nicht mehr ausreichen, bereite ich gemeinsam mit den Frauen einen stationären Aufenthalt vor“.
Im AMEOS Klinikum Heiligenhafen können seit nunmehr 13 Jahren Mütter mit Säuglingen aufgenommen werden.
Während sich die Mütter tagsüber mit individuellen Therapieangeboten um Genesung und zum Beispiel. mit Yoga um Entspannung bemühen, werden die Kinder qualifiziert betreut.
„Es gibt aber auch viel gemeinsame Zeit, in der wir die Mutter in einer entspannten Atmosphäre und ohne Druck wieder an ihr Kind heranführen“, erläutert die Fachkrankenschwester und Stationsleitung Annette Wilschewsky.nen doppelten Ansporn: Für die Patienten und für die Gesellschaft.