„Der Diabetes ist eine Volkskrankheit, seine Ausbreitung ist überwiegend durch unseren Lebenswandel bestimmt: Auch wenn die Medizin mittlerweile gute Medikamente zur Behandlung der sogenannten Zuckerkrankheit zur Verfügung hat, sollte jeder und jede ein Interesse daran haben, eine Erkrankung gar nicht erst entstehen zu lassen“, erklärt Dr. Dietfried Scholz, Chefarzt der Klinik für Gastroenterologie und Stoffwechsel am AMEOS Klinikum Am Bürgerpark Bremerhaven aus Anlass des heutigen Weltdiabetestages.
Unbemerkte Volkskrankheit
Vor hundert Jahren gelang den Wissenschaftlern Frederick Banting und Charles Best erstmals die Isolierung des Hormons Insulin aus der Bauchspeicheldrüse von Hunden. „Sie legten damit den Grundstein für die erste wirksame Behandlung des Diabetes mellitus“, erklärt Dr. Scholz. Heute wisse man, dass Übergewicht, zu wenig Bewegung, Rauchen und zuviel Fleisch Diabetes-Risikofaktoren seien. Im Altersbereich der 18- bis 79-Jährigen liegt die Häufigkeit dieser Stoffwechselerkrankung bei statistisch 7,2 Prozent – rund acht Millionen Menschen sind deutschlandweit betroffen. „Vor allem ab 50 Jahren steigt das Risiko, etwa alle fünf Jahre um fünf Prozent“, erläutert der Mediziner.
In der medizinischen Praxis sind vor allem zwei Diabetes-Varianten maßgeblich: Bei Patienten mit Typ-2-Diabetes sprechen die Körperzellen immer weniger auf Insulin an, bis sie schließlich unempfindlich, also resistent werden. „Das Hormon kann den Zucker dann nicht mehr in die Zellen schleusen. In der Folge steigt der Blutzuckerspiegel und die Gefäße werden angegriffen“, so Dr. Dietfried Scholz. Beim Typ-1-Diabetes produziert der Körper kein Insulin. „Insulin ist jedoch ein lebenswichtiger Stoffwechsel-Regulator. Die Erkrankung beginnt meist in der Kindheit oder Jugend. Sie kann zu verschiedenen Beschwerden führen und auf Dauer zu Folgeschäden etwa an den Nieren oder Augen“, erklärt der Chefarzt.
Welcher Blutzucker „normal“ ist
Als „normaler“ Blutzucker gelten 60 bis 80 Milligramm je Deziliter bei Messung in nüchternem Zustand (letzte Nahrungsaufnahme vor acht bis zehn Stunden) – zwischen 100 und 126 sprechen Mediziner vom Grenzbereich, ab 126 mg/dl gilt als Diabetes. Problematisch sei, dass viele Menschen einen dauerhaft erhöhten Blutzuckerspiegel zunächst gar nicht bemerkten: „Zeichen, die auf einen Diabetes deuten können, sind beispielsweise dauernder Durst, häufiges auch nächtliches Wasserlassen, Veränderungen bei Appetit und Gewicht, Müdigkeit, Abgeschlagenheit, psychische Probleme oder nachlassende Sehstärke. Diese relativ untypische Symptomatik macht eine Diabetes-Diagnose schwer. Deswegen sind viele Befunde auch Zufallsergebnisse hausärztlicher Routinekontrollen“, berichtet Dr. Scholz.
Er rät dazu, spätestens ab 50 Jahren regelmäßig den Blutzuckerspiegel ärztlich kontrollieren zu lassen. „Eine gesunde Lebensweise ist altersunabhängig empfehlenswert: Wir essen tendenziell zuviel Fleisch, generell zu hochkalorisch. Eine ballaststoffreiche Ernährung ist vorteilhaft, dazu Bewegung – fünf Mal 45 Minuten pro Woche mindestens. Damit lässt sich nicht nur viel für die Vermeidung von Diabetes tun, sondern man kann ihn auch wieder loswerden, wenn man sich einen guten Lebenswandel dauerhaft aneignet“, macht der Mediziner Mut.
Klinik für Diabetespatienten geeignet
Im AMEOS Klinikum Am Bürgerpark Bremerhaven ist man besonders auf die medizinischen Herausforderungen eingestellt, die sich in der Behandlung von Menschen mit Diabetes ergeben: „Dabei geht es gar nicht mal nur um Beschwerden, die in direktem Zusammenhang mit dieser Erkrankung stehen – speziell geschultes Fachpersonal stellt sicher, dass Patienten mit dieser Vorerkrankung optimal versorgt werden“, so Dr. Scholz. Eine Einschätzung, die auch die Deutsche Diabetesgesellschaft mit ihrem Qualitätssiegel unterstreicht.