„In Deutschland erkranken jeder 15. Mann und jede 36. Frau im Laufe ihres Lebens an Lungenkrebs“, weiß Dr. Christoph Schaudt. Und: „Lungenkrebs ist sowohl bei Männern als auch mittlerweile bei Frauen die häufigste krebsbedingte Todesursache“, beschreibt der Chefarzt der Klinik für Pneumologie, Intensiv- und Beatmungsmedizin im AMEOS Klinikum Am Bürgerpark Bremerhaven die Relevanz dieser Erkrankung. Das Rauchen ist ist maßgeblich für die hohe Krebsrate verantwortlich. „Durch Rauchen werden bis zu 10.000 genetische Veränderungen verursacht, mehr als ein Viertel der beschädigten Zellen besitzt mindestens eine krebserregende Mutation.“
Das Lungenkrebsrisiko steigt mit dem Alter sowie der Menge an gerauchten Zigaretten. „Es ist nie zu spät, mit dem Rauchen aufzuhören“, betont Dr. Schaudt. Jedoch benötigt der Körper rund zehn Jahre, um das Lungenkrebsrisiko wieder zu halbieren.
Eine Vielzahl von Gefahren
Neben dem Lungenkrebsrisiko birgt das Rauchen aber eine Vielzahl weiterer Gesundheitsgefahren: „Durch die inhalativen Gifte des Rauchens können auch an anderen Organen gehäuft Krebserkrankungen nachgewiesen werden, so zum Beispiel im Bereich des Kehlkopfs, des Mund-Nasen- und Rachenraums, der Speiseröhre, der Leber, der Bauchspeicheldrüse, der Nieren, der Harnblase aber auch des Blutes sowie gynäkologische Tumore. Ebenso erhöht ist das Risiko für Herz-Kreislauferkrankungen, für Atemwegserkrankungen, hier insbesondere der COPD (chronisch verengende Lungenerkrankung) und für das Lungenemphysem.“ Durch das Rauchen komme es zu Hautalterung und Zahnerkrankungen, Rauchen sei verbunden mit erektiler Dysfunktion sowie verminderter Fruchtbarkeit der Frauen, zählt der Mediziner weiter auf.
All diese gesundheitlichen Folgen des Rauchens treten vor allem bei Menschen im Alter ab 40 Jahren auf, da sie einem schleichenden Prozess unterliegen.
Aktuell laufen Raucher außerdem Gefahr, dass sie im Falle einer Corona-Erkrankung mit einem schweren Verlauf rechnen müssen. „Bei wissenschaftlichen Untersuchungen fand man heraus, dass bei Zellen, die Zigarettenrauch ausgesetzt waren, bis zu dreimal mehr mit SARS-CoV2-Viren infizierte Zellen vorhanden waren als bei Nichtraucherzellen“, so Dr. Schaudt.
Und wie steht es um die Gefahr für Passiv-Raucher, an Lungenkrebs zu erkranken? Zu deren Schutz trat unter anderem im Jahr 2007 das Nichtraucherschutz-Gesetz in Kraft, das Rauchen in öffentlichen Gebäuden verbietet. „Während Anfang der 2000er Jahre noch etwa 3.300 Menschen pro Jahr durch Passivrauchen starben, ist die Zahl der Deutschen, die an Lungenkrebs durch Passivrauchen sterben, deutlich rückläufig“, zieht Schaudt Bilanz.
Kampagne der WHO
Damit auch die Zahl der aktiv rauchenden Menschen zurückgeht, hat die WHO eine einjährige weltweite Kampagne zum Weltnichtrauchertag 2021 unter dem Motto „Commit to Quit“ („Sag ja zum Rauchverzicht“) gestartet. Ziel der Kampagne ist es, 100 Millionen Menschen weltweit in ihrem Bestreben zu unterstützen, mit dem Rauchen aufzuhören.
Bei dem Versuch, dieser Sucht abzuschwören, greifen manche Raucher zu Elektrozigaretten. Eine geeignete Krücke? „Zur regelmäßigen Nutzung von Elektrozigaretten gibt es noch keine langjährigen Beobachtungen, das Dampfen ist jedoch weniger schädlich als das Rauchen von Tabak. Hierdurch wird das Risiko für Krebs- und Herzkreislauferkrankungen um ein vielfaches reduziert“, so Dr. Schaudt. Für das Shisha-Rauchen gilt das jedoch nicht, denn „dabei entstehen auch Teerstoffe, die genauso zu Lungenkrebs führen können wie das Rauchen“.