Unser Rücken ist ein Kunstwerk – ohne ihn wäre ein aufrechter Gang nicht möglich. Die doppelt S-förmige Wirbelsäule, die kräftigen Muskeln und die stabilen Bänder sind darauf ausgelegt, uns Stabilität zu geben – im Idealfall ein Leben lang. Die Kehrseite der Medaille: Gut 80 Prozent der Menschen leiden unter Rückenschmerzen. „Mit der Corona-Pandemie sind die Beschwerden deutlich angestiegen. Wir wissen, dass die Wirbelsäule ein psychosomatisches Organ ist. Daher auch das Sprichwort: Wer Rückenschmerzen hat, kann seine Last nicht mehr tragen. Das bestimmt auch zunehmend unsere Therapie“, sagt Dr. Abdurrahman Er, Chefarzt der Klinik für Wirbelsäulenchirurgie am AMEOS Klinikum Seepark Geestland.
Viele Faktoren bedingen den Schmerz
Den „einen“ Grund für Rückenschmerzen gibt es nicht: Während beim Einen der Bandscheibenvorfall ursächlich ist, können beim Anderen muskuläre Verkrampfungen für empfindliche Pein sorgen. Auch der berühmte Hexenschuss nach einer unglücklichen Bewegung zum Beispiel bei der Gartenarbeit kann starke Probleme bereiten. Auch Verschleiß spielt ab dem 50. Lebensjahr eine zunehmende Rolle: „Hinzu kommt, dass auch organische Schäden als Ursache in Frage kommen“, erwähnt Dr. Er ausstrahlende Schmerzen durch Nierensteine als Beispiel.
So wenig sich die Ursachen eingrenzen lassen, ist auch das Alter vorbestimmt, ab wann Rückenschmerzen auftreten können. „Es gibt aber einen Zeitpunkt, ab dem jeder gut beraten ist, sich um seinen Rücken zu kümmern – jetzt!“, rät der erfahrene Facharzt für Neurochirurgie. Aus seiner täglichen Erfahrung – neben dem klinischen Alltag gehört auch die Sprechstunde in der Praxis für Neurochirurgie im Ärztehaus am AMEOS Klinikum Am Bürgerpark Bremerhaven dazu – weiß Dr. Er, dass die Patienten mit Rückenschmerzen immer jünger werden. Als Grund gilt unter anderem der Rückgang sportlicher Betätigung: „Viele junge Leute bewegen sich nicht mehr soviel wie früher. Früher haben die Kinder draußen gespielt, heute wird mehr vor dem PC gesessen.“ Auch die verstärkte Home-Office-Situation durch die Corona-Pandemie sorge für zusätzliche Beschwerden, wenn Menschen stundenlang an ungeeigneten Tischen auf kaum besser passenden Stühlen säßen.
Gute Verzahnung zwischen Praxis und Klinik
In der Praxis im Poliklinikum nehmen sich Dr. Er und sein Team in der Sprechstunde viel Zeit für ihre Patienten: „Die Verzahnung zwischen Praxis und dem AMEOS Klinikum Seepark Geestland ist wichtig, weil ein ambulanter Patient bei einem operativen Eingriff, einer stationären Versorgung und einer möglicherweise anschließenden Physiotherapie so in einer Hand bleibt.“ Kurze Wege, die man als Patient mit Schmerzen zu schätzen weiß.
Ein paar Tipps hat der Facharzt für Patienten zur Hand, denen der Rücken Schmerzen bereitet. „Bewegung und rückenfreundlicher Sport ist wichtig, zum Beispiel Spazierengehen, Aquafitness, Nordic-Walking, Tanzen, Yoga, Pilates, Tai-Chi und gezielte Rückenschule für Rücken und Bauchmuskulatur – bei dieser breiten Palette findet sich für jedes Alter ein geeignetes Angebot. Physiotherapie kann helfen, Beweglichkeit zurückzuerlangen, Fehlhaltungen auszugleichen und Übungen für die regelmäßige Wiederholung zuhause zu erlernen.
Wer sein Übergewicht reduziert, entlastet zwangsläufig auch den Rücken und kann Schmerzen reduzieren. Richtiges Heben und Sitzen ist wichtig. Und auch die Matratze sollte überprüft werden – wir verbringen einen nicht unerheblichen Teil unseres Lebens mit Schlafen – und das oft auf dem Rücken“, rät Dr. Er.
Wo kann ich Hilfe finden?
Das Sekretariat der Klinik für Wirbelsäulenchirurgie erreichen Sie unter Tel. +49 4743 893 2151. Die Praxis für Neurochirurgie ist unter Tel. +49 471 9615 95710 zu erreichen.