Osnabrück. Natürlich ist das AMEOS Klinikum Osnabrück auf dem Gertrudenberg mit seinem breit gefächerten Therapieangebot für alle Arten psychischer Erkrankungen für die Patienten und das Gesundheitswesen in der Region unverzichtbar. Darüber hinaus ist das Klinikum mit seinen mehr als 600 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern aber auch ein großer Arbeitgeber, der mit Blick auf die Auszubildenden im Wettbewerb um die besten jungen Köpfe steht. Nun geht Krankenhausdirektor Ralph Ehring neue Wege, um neue Auszubildende für die verschiedenen Berufsbilder zu gewinnen: Gemeinsam mit dem Landkreis Osnabrück bietet er zunächst zwei jungen Frauen aus Spanien die Gelegenheit, das Fachkrankenhaus für Psychiatrie und Psychotherapie in einem Praktikum kennen zu lernen und dann hier eine Ausbildung zu beginnen.

Hintergrund sei die hohe Jugendarbeitslosigkeit in Spanien, so Ehring: „Dort gibt es kaum Perspektiven und hier werden die motivierten junge Menschen dringend gebraucht.“ Um gerade im Umgang mit psychisch Kranken erfolgreich arbeiten zu können, sei die deutsche Sprache von entscheidender Bedeutung, so der Direktor: „In eher handwerklich-praktischen Berufen kann ich die Arbeit erstmal durch Vormachen vermitteln, hier bei uns hat das dagegen immer auch zwingend eine sprachliche Komponente.“ Deswegen investiere das AMEOS Klinikum Osnabrück auch erheblich in moderne Formen des Erlernens der Sprache unter anderem mit Online-Seminaren. Für Ehring liegen große Chancen in diesem Projekt: „Wir von AMEOS trauen uns schon zu, auf längere Sicht bis zu 25 spanische Auszubildende in unseren verschiedenen Einrichtungen zu beschäftigen.“

Spanien sei dabei ideal, so der Krankenhausdirektor: „Wir haben uns mögliche europäische Herkunftsländer potentieller Auszubildender angesehen und dabei festgestellt, dass die spanische Gesellschaft mit am besten zu uns passt.“ Als Ehring dann von den guten Erfahrungen gehört habe, die der Landkreis Osnabrück in der Vergangenheit bereits bei der Vermittlung spanischer Jugendlicher in Praktika bei deutschen Firmen gemacht habe, sei er hellhörig geworden: „Das ist ein Projekt, bei dem es nur Gewinner gibt.“ Und auch Jürgen Claus, in der Kreisverwaltung für das Thema zuständig, sieht großes Potenzial: „Bisher haben wir die jungen Leute aus Spanien überwiegend in Handwerk und Industrie vermittelt, aber im Pflegebereich und im Gesundheitswesen gibt es natürlich wegen des demografischen Wandels eine doppelte Nachfrage: Einerseits fehlen junge Menschen in den Pflegeberufen und andererseits werden die Menschen ja zum Glück immer älter und müssen betreut und gepflegt werden.“

Den Anfang als spanische Praktikantinnen im AMEOS Klinikum Osnabrück machen derzeit Valentina Forero Vela (20) und Ahisa González Bacelo (19). Die jungen Frauen stammen aus der 300.000-Einwohner-Stadt Vigo in Galicien und lernen nun drei Monate lang das Leben und Arbeiten in Osnabrück kennen. Wobei Ahisa González Bacelo voll des Lobes ist, denn die Kollegen hätten sie sehr herzlich aufgenommen, die Arbeit mit den psychisch Kranken sei fordernd, aber spannend und auch das deutsche Essen sei lecker. Nur eine Sache, die ist für die jungen Frauen aus dem spanischen Nordwesten kurz vor der Grenze zu Portugal gewöhnungsbedürftig: das Wetter. Da muss Krankenhausdirektor Ralph Ehring grinsen: „Da kann ich die beiden gut verstehen, wer wäre nicht lieber dauernd in der Sonne!“