Schon Hippokrates, ein griechischer Arzt, der als Begründer einer wissenschaftlich orientierten Medizin gilt und um 460 v. Chr. geboren wurde, beschrieb Symptome, die heute an die rheumatoide Arthritis denken lassen.

„Bei der Arthritis, die sich im Allgemeinen im Alter von fünfunddreißig Jahren zeigt, gibt es häufig keinen großen Abstand zwischen der Neigung der Hände und Füße; beide werden in der Natur ähnlich, schlank, mit wenig Fleisch [...]. Zum größten Teil geht ihre Arthritis von den Füßen zu den Händen über, neben den Ellenbogen und Knien, nach diesen das Hüftgelenk. Es ist unglaublich, wie schnell sich das Unheil ausbreitet“, heißt es in den antiken Schriften.

„Eine erste Beschreibung der rheumatoiden Arthritis durch die moderne Medizin fand sich in der Dissertation von Augustin Jacob Landré-Beauvais aus dem Jahr 1800. Somit scheint die rheumatoide Arthritis keine Krankheit jüngeren Ursprungs zu sein und war auch vor Tausenden von Jahren vorhanden und problematisch“, erklärt Dr. Ingo Hartig, Chefarzt der Klinik für Rheumatologie am AMEOS Klinikum Mitte Bremerhaven. „Es wurde vermutet, dass sie als Antwort von genetisch empfindlichen Individuen auf einen Umweltimpuls oder -stimuli auftritt.“

Behandlungsformen im Wandel der Zeit

Die ersten Therapieansätze gingen auf die Auffassung zurück, dass Körpersäfte wie Blut, Galle und Schleim Träger des Lebens seien und Erkrankungen etwas Körperfremdes seien, das dem Körper wieder entzogen werden musste. Durch Abführ- und Brechmittel, harntreibende Stoffe und Erzeugung von Brandblasen mit glühenden Gegenständen wurde versucht, die Körpersäfte auszuleiten. Ab dem 17. Jahrhundert wurde mit Opium und metallischen Heilmitteln wie Silber, Blei, Zinn, Antimon, Quecksilber und Gold therapiert, ab dem 19. Jahrhundert kam galvanischer Strom hinzu.

In Deutschland wurde Rheumatismus zum Stiefkind der Medizin – ein Sammelbecken für Krankheiten, für die man keine richtige Diagnose fand. Rheumakranke wurden weitgehend den Therapieversuchen von Laien überlassen. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurden nicht-steroidale Antirheumatika (NSAR) und Cortison als Therapien verfügbar. Seit 1985 gehört Methotrexat, welches ursprünglich in den 1940er Jahren zur Behandlung von Krebs entwickelt wurde, zum Standardtherapeutikum der rheumatologischen Arthritis. Weitere neue Therapieoptionen kamen durch die sogenannten Biologica hinzu, wovon viele Patienten profitieren konnten, deren Krankheitsaktivität schwer zu kontrollieren war.

Frühes Handeln verhindert bleibende Schäden

Das Therapiekonzept „hit hard and early“ hat sich seit einigen Jahren durchgesetzt und beruht auf der Erkenntnis, dass frühes und konsequentes Eingreifen bleibende Gelenk- und Organschäden verhindern kann. Viele Patienten erreichen so Beschwerdefreiheit. Voraussetzung ist, dass die Krankheit früh diagnostiziert und behandelt wird. „Um dies trotz der oft langen Wartezeiten auf einen Termin beim Rheumatologen zu gewährleisten, arbeiten wir eng mit unseren Kollegen aus anderen Fachbereichen, wie zum Beispiel der Handchirurgie, zusammen“, so Chefarzt Dr. Hartig.