Wenn das Herz schwächer wird

Kommt es zu einer Herzschwäche (Herzinsuffizienz), ist das Herz nicht mehr in der Lage, den Organismus ausreichend mit Sauerstoff zu versorgen. Die Ursachen hierfür können vielfältig sein und benötigen daher immer eine genaue Diagnose durch einen Herzspezialisten (Kardiologen).

Die koronare Herzerkrankung (KHK), ein vorangegangener Herzinfarkt, Bluthochdruck, Herzmuskelentzündungen, Herzfehler, Alkoholmissbrauch, Herzklappenerkrankungen und Herzrhythmusstörungen können die Pumpleistung des Herzens mindern. Die Erkrankung kann dabei unterschiedliche Ausprägungen haben und sowohl schleichend als auch plötzlich auftreten. Erste Warnsignale wie Atemnot, Wassereinlagerungen im Körper und schnelle Ermüdung werden jedoch häufig nicht rechtzeitig erkannt und mit dem voranschreitenden Alter begründet.

„Eine unbehandelte Herzinsuffizienz kann lebensbedrohliche Folgen haben“, mahnt Dr. med. Wolfgang Dausch, Chefarzt der Klinik für Herz-, Kreislauf- und Gefäßmedizin und Ärztlicher Direktor im AMEOS Klinikum Mitte Bremerhaven.

Mit fortschreitendem Verlauf der Erkrankung verschlimmern sich auch die Symptome. Dabei lässt sich die Herzinsuffizienz in vier verschiedene Stadien einteilen: In Stadium Eins ist bei Untersuchungen eine Verminderung der Herzleistung zu erkennen, Symptome zeigen sich jedoch noch nicht. Kommt es bei alltäglichen Belastungen wie Treppensteigen oder raschem Gehen zu Atemnot oder Müdigkeit, ist Stadium Zwei erreicht. Im dritten Stadium der Erkrankung ist die körperliche Leistungsfähigkeit bereits deutlich eingeschränkt. Es sind nur noch leichte Tätigkeiten ohne Beschwerden möglich. Im vierten Stadium der Herzinsuffizienz treten bereits im Ruhezustand starke Beschwerden auf. Ein stationärer Krankenhausaufenthalt ist dann häufig unausweichlich.

Um ein Voranschreiten der Herzschwäche möglichst aufzuhalten oder zumindest zu verlangsamen, sollten Betroffene frühzeitig aktiv werden und sich als Patient unbedingt fachärztlich von einem Kardiologen untersuchen und beraten lassen.

Dank moderner medizinischer Erkenntnisse und der vermehrten Inanspruchnahme kardiologischer Behandlungsmaßnahmen ist die Lebenserwartung bei Patienten mit Herzschwäche in den vergangenen Jahren deutlich gestiegen. Hierbei kommen neben dem Einsatz verschiedener Medikamente, die das Herz entlasten und die Symptome und das Voranschreiten einer Herzschwäche mindern, auch apparative Maßnahmen zum Einsatz.

„In besonderen Fällen kommen auch besondere Behandlungsverfahren von Herzrhythmusstörungen oder moderne Schrittmachersysteme zur Anwendung, wie sie in spezialisierten Zentren wie in unserer Klinik für Herz-, Kreislauf- und Gefäßmedizin erfolgreich eingesetzt werden“, erläutert der erfahrene Kardiologe.

Ein zentrales Element der Behandlung einer Herzinsuffizienz ist zudem die körperliche Bewegung. „Das Herz ist ein Muskel und der möchte trainiert werden“, so Dr. med. Wolfgang Dausch.

Das Leben mit einer Herzschwäche muss nicht in Gänze eingeschränkt sein. (Flug-)Reisen und körperliche Ertüchtigungen sind weiterhin möglich, sollten aber vorher aus Sicherheitsgründen mit dem Herzspezialisten des Vertrauens besprochen werden.

 

Coronainfektion - Der Risikofaktor für das Herz!

Menschen mit bestimmten Vorerkrankungen haben zwar nicht zwangsläufig ein erhöhtes Risiko, sich mit SARS-CoV-2 anzustecken. Wenn es aber passiert, ist die Gefahr für einen schweren Verlauf größer. Zu diesen gefährdeten Gruppen zählen auch Patienten mit Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Das sind zum Beispiel Bluthochdruck, koronare Herzkrankheit (Durchblutungsstörungen des Herzmuskels) und Menschen mit Herzschwäche. Auch Menschen mit Herzrhythmusstörungen wie Vorhofflimmern sind ebenso betroffen wie Patienten, die bereits einen Schlaganfall hatten.

Ist das Herz geschwächt, kann eine Infektion das angeschlagene Organ schnell überfordern. Denn Viren und Bakterien belasten bei Infektionen das Herz-Kreislauf-System zusätzlich. Herzpatienten sollten deshalb im Auge behalten, dass COVID-19 nicht nur eine Atemwegserkrankung ist, sondern auch das Herz in Mitleidenschaft ziehen kann, warnen auch die Kardiologen der Deutschen Gesellschaft für Kardiologie eindringlich.

„Bei COVID-19 kann es zu einer direkten Schädigung des Herzens kommen, indem die SARS-CoV-2-Viren die Herzkranzgefäße befallen“, erklärt Dr. med. Dausch. „Die Herzkranzgefäße sind Blutgefäße, die kreisförmig um das Herz verlaufen und den Herzmuskel mit sauerstoffreichem Blut versorgen“.

Zudem könne eine Infektion mit dem neuartigen Coronavirus auch ohne einen direkten Befall des Herzens zu einer enormen Belastung des Herz-Kreislauf- Systems führen, so der Kardiologe. Verhindert zum Beispiel eine ausgeprägte Lungenentzündung die ausreichende Sauerstoffsättigung des Blutes, muss das Herz schneller schlagen, um alle Organe mit sauerstoffreichem Blut zu versorgen – eine immense Mehrarbeit. Und die kann das Organ oft überlasten, insbesondere, wenn es bereits vorgeschädigt ist.

Die COVID-19-Infektion kann also sowohl Herzerkrankungen direkt verursachen als auch bereits bestehende verschlimmern, etwa eine Herzschwäche. Und sie kann sogar Herzinfarkte auslösen: „Das ist darauf zurückzuführen, dass ähnlich wie bei einer Infektion mit dem Grippevirus bei Patienten mit vorgeschädigten Herzgefäßen das Risiko für plötzliche Verschlüsse der Blutgefäße deutlich steigt“, erklärt Dr. Dausch. Daher sollten Patienten aus den entsprechenden Risikogruppen die entsprechenden Hygienerichtlinien wie Mund-Nasen-Schutz, Abstandsregel und Händedesinfektion strikt beachten.

Außerdem warnt der Kardiologe dringend davor, notwendige Untersuchungen oder Krankenhausaufenthalte, die bei herzkranken Patienten anstehen, aus Angst vor einer COVID-19-Infektion im Krankenhaus zu verschieben. „Die Folgen können fatal sein und haben in den vergangenen Monaten bei einer Vielzahl von Patienten zu einer Verschlechterung ihrer Herzerkrankung und in einigen Fällen sogar zu tödlichen Komplikationen geführt“, berichtet Dr. med. Dausch.

Was ist also zu tun? Ein gesunder Lebensstil mit ausgewogener Ernährung und ausreichend Bewegung sowie die regelmäßige Einnahme der verordneten Herzmedikamente zählt zu den wichtigsten Grundpfeilern, um das Herz auch in diesen schwierigeren Zeiten gesund und fit zu halten, so der erfahrene Kardiologe und Ärztliche Direktor im AMEOS Klinikum Mitte.