Lungenkrebs zählt weltweit zu den häufigsten und gefährlichsten Krebsarten. In den vergangenen Jahren hat sich das sogenannte Bronchialkarzinom zur Krebstodesursache Nummer ein entwickelt – nicht nur in Deutschland. Anlässlich des diesjährigen Weltnichtrauchertages am 31. Mai 2020 ruft Dr. med. Klaus Henning Thomas, Chefarzt der Klinik für Innere Medizin/Pneumologie am AMEOS Klinikum Aschersleben, die Fakten zum Thema Lungenkrebs wieder in Erinnerung.

 „Fakt ist“, so Dr. Thomas, „das Rauchen ist die Hauptursache für Lungenkrebs. Um das Risiko an Lungenkrebs zu erkranken, zu minimieren, lohnt sich nur das Aufhören“. Auch angeblich "gesündere" Alternativen zur herkömmlichen Zigarette sind tatsächlich keine, sondern setzen bei genauer Betrachtung, im Einzelfall, sogar noch mehr Schadstoffe frei, so der Pneumologe.

Ein bösartiger Tumor in der Lunge streut rasch in andere Organe des menschlichen Körpers und bildet Tochtergeschwülste. In diesem Fall sind sowohl eine schnelle und umfassende Diagnostik, als auch eine effektive Zusammenarbeit vieler medizinischer Bereiche, für die Behandlung von Lungenkrebs essenziell. Nur durch eine frühzeitige Erkennung ist eine Heilung möglich. Das Problem: Da Lungenkrebs im frühen Stadium häufig keine Beschwerden verursacht, wird die Erkrankung in vielen Fällen spät – oder nur durch Zufall - entdeckt.

Gut ein Drittel aller Krebstodesfälle ist auf Rauchen zurückzuführen / Passivrauchen ebenfalls gefährlich

Die Zahlen sprechen eine deutliche Sprache: Für etwa 90 Prozent der Männer und rund 60 Prozent der Frauen in Deutschland, ist das Rauchen ursächlich für deren Lungenkrebserkrankung. Das Risiko hängt etwa von der Dauer des Rauchens, der Anzahl der gerauchten Zigaretten, der Inhalationstiefe und der Teer- und Nikotinkonzentration der Zigaretten ab. Auch Nichtraucher können durch Passivrauchen einem stark erhöhten Erkrankungsrisiko für Lungenkrebs ausgesetzt werden.

Während die Lungenkrebserkrankungen bei Männern seit Mitte der 1980er-Jahre leicht rückläufig sind, steigt die Anzahl der erkrankten Frauen dagegen weiter an. Veränderte Rauchgewohnheiten gelten als Ursache dieser gegenläufigen Tendenzen. Die Behandlung von Lungenkrebs ist schwierig und oftmals ist die Prognose mehr als ungünstig.

So leben etwa fünf Jahre nach der Diagnose nur noch 15 Prozent der männlichen und 21 Prozent der weiblichen Erkrankten. Etwa 24 Prozent aller Krebstodesfälle bei den Männern und 16 Prozent bei den Frauen sind auf Lungenkrebs zurückzuführen

 Warnung vor möglichen Rauch-Alternativen

E-Zigaretten und E-Shishas sind rauchfrei und werden oftmals in der Werbung als „weniger gesundheitsschädlich“ bezeichnet. Allerdings enthalten auch sie meistens Nikotin und Inhaltsstoffe, bei denen langfristig eine Gesundheitsgefährdung nicht ausgeschlossen werden kann.

"Für Konsumenten von E-Zigaretten ist es oft unklar, was sie da eigentlich inhalieren. So sind die Angaben der Nikotinkonzentration in den Flüssigkeiten häufig sehr ungenau. Zudem ist bisher nur wenig erforscht, welche Nebenprodukte beim E-Rauchen aufgenommen werden", warnt Dr. Thomas.

Von einem Umstieg auf Wasserpfeifen – den sogenannten Shishas – raten Experten noch strikter ab.

Eine Shisha-Sitzung vergleichbar mit 100 Zigaretten in 30 bis 60 Minuten

Der Pneumologe am AMEOS-Klinikum Aschersleben führt dazu aus: "Das Rauchen von Shishas ist ähnlich gefährlich wie das Rauchen einer herkömmlichen Zigarette. Denn es werden dabei noch mehr Giftstoffe freigesetzt, weil der Tabak nicht direkt verbrannt wird, sondern nur glüht. Der Rauch einer Shisha ist damit auch deutlich kühler als normaler Zigarettenrauch, was dazu führt, dass die hochgiftigen Substanzen noch tiefer und ungefiltert inhaliert werden, weil das Wasser der Shisha nicht als Filter dient. Auch die Feuchthaltemittel, die dem Wasserpfeifentabak beigemengt sind, sind giftig und krebserregend.“

Hinzukommt, dass, nach Expertenschätzungen, eine Wasserpfeifensitzung   etwa  30  bis  60  Minuten dauert und  der „Raucher“ in dieser Zeit bis zu 290 Mal an der Pfeife zieht – eine Zigarette hingegen wird in elf bis 15 Zügen innerhalb von fünf bis zehn Minuten geraucht. Die aufgenommene Nikotinmenge während solch einer Sitzung ist vergleichbar mit dem Rauchen von etwa zehn Zigaretten. Das Rauchvolumen entspricht sogar 100 Zigaretten.

Es gibt kein „gesundes Rauchen“ / Nur konsequente Abstinenz kann vor Lungenkrebs schützen

Fakt ist: „Es gibt kein gesundes Rauchen, auf welche Art auch immer“, so Dr. Thomas. Deshalb gibt es nur eine Alternative um Lungenkrebs zu vermeiden: Aufhören mit dem Rauchen oder erst gar nicht damit anfangen.

Experten plädieren für einen möglichst umgehenden Ausstieg: Das Lungenkrebsrisiko nimmt bei Menschen kontinuierlich ab, die mit dem Rauchen aufgehört haben. Es verringert sich bereits nach fünf Jahren um 60 Prozent und nach 15 bis 20 Jahren um bis zu 90 Prozent.

Die wichtigste und unabdingbarste Voraussetzung: Die eigene Motivation. Wenn sie fehlt, sind alle Mittel und Methoden zur Entwöhnung wenig Erfolg versprechend.

Epilog

„Die AMEOS Klinika Aschersleben und Staßfurt sind bronzezertifizierte Krankenhäuser des Deutschen Netzwerkes rauchfreie Krankenhäuser und die AMEOS Klinika Ost ein Modellprojekt des Sozialministeriums Sachsen-Anhalt“, so der Dipl. Med. Olaf Haberecht, Leitender Oberarzt, Initiator und Koordinator für Rauchfreie Krankenhäuser.

Dipl.-Med. Haberrecht weiter: „Die Umsetzung des Nichtraucherschutzgesetzes und die Verhinderung des Passivrauchens werden in den Klinika zu einer gemeinsamen Aktion aller Beteiligten führen, insbesondere für die Bereiche Geburtshilfe und Pädiatrie“. (thn)

Quellen

Bericht zum Krebsgeschehen in Deutschland 2016. Zentrum für Krebsregisterdaten im Robert Koch-Institut (Hrsg). Berlin, 2016

Krebs in Deutschland 2011/2012. 10. Ausgabe. Robert Koch-Institut (Hrsg) und die Gesellschaft der epidemiologischen Krebsregister in Deutschland e.V. (Hrsg). Berlin, 2015

Krebssterbefälle: Amtliche Todesursachenstatistik, Statistisches Bundesamt, Wiesbaden 2016

Tumoren der Lunge und des Mediastinums. Manual – Empfehlungen zur Diagnostik, Therapie und Nachsorge. Tumorzentrum München (Hrsg). 11. Auflage, München, 2017

Wasserpfeifen. Fakten zum Rauchen. Deutsches Krebsforschungszentrum (Hrsg). Heidelberg, 2018