Viele Menschen mit psychischen Erkrankungen wie Depressionen, Persönlichkeits- oder Angststörungen, ADHS oder posttraumatischen Belastungsstörungen kämpfen jahrelang mit ihren Beschwerden, ohne eine dringend notwendige Klinikbehandlung in Anspruch zu nehmen. Ein Hauptgrund dafür ist oft die Sorge um die Betreuung ihrer kleinen Kinder, da im privaten Umfeld keine ausreichende Versorgung gewährleistet werden kann.
Ein bislang wenig bekanntes, aber wegweisendes Angebot im Raum Lübeck und Ostholstein schafft hier Abhilfe: Mütter und Väter, die an einer psychischen Erkrankung leiden, haben die Möglichkeit, sich im AMEOS Klinikum Neustadt gemeinsam mit ihren Kindern im Alter von ein bis sechs Jahren stationär behandeln zu lassen. Während der Elternteil qualifizierte psychiatrische und psychotherapeutische Hilfe erhält und an störungsspezifischen Therapiegruppen teilnimmt, wird das Kind in einer speziell auf diesem Klinikgelände eingerichteten „Mini-Kita“ von erfahrenen Erzieherinnen altersgerecht betreut.
Die Voraussetzung für die Mitaufnahme eines Kindes ist, dass der Elternteil in den therapiefreien Zeiten selbstständig für das Kind sorgt. Eine Behandlung der Kinder findet nicht statt, jedoch wird durch gezielte Förderangebote und gemeinsame Aktivitäten mit den Eltern die Interaktion zwischen Eltern und Kind unterstützt. Diese Hilfe fördert eine positive Eltern-Kind-Bindung und trägt dazu bei, dass die Familien auch nach der Behandlung gestärkt in ihren Alltag zurückkehren können.
Neben der psychiatrischen Therapie erhalten betroffene Eltern auch die Möglichkeit, an spezifischen Elterngruppen-Therapien teilzunehmen, in denen sie Unterstützung im Umgang mit ihrer Erkrankung und ihren Kindern erfahren. Darüber hinaus bereitet die behandelnde Psychologin die psychosoziale Nachsorge der Familie intensiv vor, um eine nachhaltige Unterstützung auch nach dem Klinikaufenthalt sicherzustellen.