Physician Assistants gehören in den Niederlanden und in den USA schon lange zum Klinikalltag. Auch in Deutschland wird zunehmend der Bedarf an arztunterstützendem Personal deutlich. Darauf reagierte die Hochschule Bremerhaven zum Wintersemester 2022/2023 mit der Einführung des Bachelorstudiengangs „Physician Assistant – Medizinische Assistenz“. Nun, zwei Jahre später, wenden die ersten Studierenden das erlernte Wissen im Klinikalltag an – unter anderem im AMEOS Klinikum Bremerhaven. 

Zwei von ihnen sind Pauline Zahrt und Sandra Lückens. Im Rahmen des Praxissemesters haben die angehenden Arztassistentinnen verschiedene Abteilungen in den AMEOS Klinika Bremerhaven durchlaufen. Ob OP, Intensivstation, Herzkatheterlabor, Zentrale Notaufnahme oder auf Normalstation: Die beiden Studierenden waren nach eigener Aussage „immer da, wo’s brennt“. Dabei durften sie auch selbst Hand anlegen. Als Assistenz am OP-Tisch konnten sie Wunden zunähen, auf der Intensivstation bei Bronchoskopien assistieren, arterielle und zentrale Zugänge legen oder an einem umfangreichen Reanimationstraining, dem so genannten Mega Code Training, teilnehmen.

Ein Aspekt, auf den Dr. med. Michael Habenicht, Chefarzt der Klinik für Akut- und Notfallmedizin, besonders viel Wert legt: „Wir möchten den Studierenden die Möglichkeit geben, ihr Wissen zu vertiefen. Das geht am besten, wenn man es auch praktisch anwenden darf. Unter Anleitung eines Arztes oder einer Ärztin gewinnen die Studierenden somit frühzeitig praktische Erfahrung.“ 

Der hohe Praxisbezug zieht sich dabei wie ein roter Faden durch das gesamte Studium. Jeden Freitag sind die Studierenden in unterschiedlichen Einrichtungen des Gesundheitswesens eingesetzt, um das theoretische Wissen praktisch anzuwenden. Zusätzlich absolvieren sie in ihrem vierjährigen Studium zwei Praxissemester in Vollzeit. In insgesamt fünf Blöcken mit jeweils acht Wochen durchlaufen die angehenden Arztassistenzen konservative, operative und ambulante Fachbereiche und absolvieren ein Pflegepraktikum. 

Ergänzt werden die praktischen Einheiten durch umfassende theoretische Vorlesungen zu allen medizinischen, medizintechnischen und naturwissenschaftlichen Grundlagen. Auch im Rahmen des Lehrplans unterstützen Mediziner aus den AMEOS Klinika Bremerhaven als Dozierende. Die Chefärzte Dr. med. Oliver Herden-Kirchhoff sowie Dr. med. Michael Habenicht halten ihre Vorlesungen in den Fachgebieten Notfallmedizin, Anästhesie und Intensivmedizin sowie Allgemeinmedizin. 

Viele Studierende haben bereits praktische Erfahrungen, denn circa 80 Prozent des ersten Studienjahrgangs verfügen über eine Ausbildung in einem Gesundheitsberuf, wie zum Beispiel als Medizinische Fachangestellte, Medizinisch-technischen Assistenz, in der Gesundheits- und Krankenpflege, Physiotherapie oder als Notfall- bzw. Rettungssanitäter. „Das hilft ungemein“, sind sich Pauline Zahrt und Sandra Lückens einig. Als gelernte Physiotherapeutin musste Zahrt daher zum Beispiel nicht für die Anatomieprüfung lernen und durch ihre Ausbildung zur Medizinischen Fachangestellten konnte Lückens unter anderem Blutabnahmen bereits ohne vorherige Anleitung durchführen. 

Wo die berufliche Reise für die beiden Studentinnen nach dem Studium hingeht, wissen sie noch nicht abschließend. Erste thematische Tendenzen gibt es aber bereits. „Die Rechtsmedizin reizt mich sehr“, so Pauline Zahrt. Sandra Lückens sieht sich eher in einem chirurgischen Fachbereich. 

Perspektivisch steht den Absolventinnen und Absolventen eine Vielzahl an beruflichen Möglichkeiten offen. Bisher sind die Einsatzbereiche für Physician Assistants noch nicht umfassend definiert. „Das macht es so spannend. Wir können das Berufsfeld mitgestalten“, berichten Pauline Zahrt und Sandra Lückens. Überall wo Ärztinnen und Ärzte arbeiten, können auch Arztassistenzen tätig werden. Dabei erledigen sie delegierbare medizinische Leistungen an der Schnittstelle zwischen Medizinern und Pflege.