„Ich hatte gehofft, dass der Suizid von Robert Enke und die öffentliche Diskussionen um das Thema Depression zu einer dauerhaften Veränderung führen würden“, sagte Dr. Jutta Kammerer-Ciernioch bei der jüngsten Veranstaltung der Patienten-Akademie Alfeld. Dazu sei es aber leider nicht gekommen. Vielmehr sei die Erkrankung für die Betroffenen immer noch mit einem Stigma verbunden.

Dass es sich bei einem Burn-out-Syndrom strenggenommen nicht um eine Erkrankung handele, sondern nach der Klassifikation der Weltgesundheitsorganisation WHO um „Probleme mit Bezug auf Schwierigkeiten bei der Lebensbewältigung“, wurde gleich zu Beginn deutlich. Die Fachärztin für Psychiatrie erläuterte, welche vielschichtigen Beschwerdebilder mit einem Burn-out verbunden sind. Das Ausgebranntsein beziehe sich in erster Linie auf den Beruf, der von den betroffenen Personen oft sehr ernsthaft und engagiert betrieben wird. Gleichzeitig können aber auch Menschen unter Burn-out leiden, die beispielsweise ein Familienleben zu organisieren oder Angehörige zu pflegen haben.

„In letzter Zeit haben wir zum Beispiel Ehrenamtliche betreut, die sich intensiv in der Flüchtlingsarbeit eingebracht haben“, berichtete Dr. Kammerer-Ciernioch. Menschen, die ihre eigenen Grenzen nicht mehr wahrnehmen und persönliche Bedürfnisse zurückstellen, seien, von Burn-out gefährdet. Zudem machte die Medizinerin deutlich, dass sich aus einem Erschöpfungszustand, der auch nach Erholungsphasen nicht mehr zurückgeht, eine Depression entwickeln kann. „Die Grenzen können fließend sein.“ Der Depressionserkrankung widmete sich die Vortragende dann im zweiten Teil des Vortrages. Diagnostische Kriterien sind eine Dauer von mindestens zwei Wochen, keine organisch fassbare Ursache, kein Missbrauch psychotoper Substanzen oder auch die Abgrenzung zu einer bipolaren Störung. Als Hauptsymptome gelten eine depressive, gedrückte Stimmung, Interessenverlust und Freudlosigkeit sowie ein verminderter Antrieb mit erhöhter Ermüdbarkeit sowie Aktivitätseinschränkungen. Oft kommen auch Suizidgedanken und Schlafstörungen oder Appetitlosigkeit hinzu.

Mit einer interessanten Diskussionsrunde endete die erste Veranstaltung der Patienten-Akademie Alfeld in diesem Jahr. Der nächste Termin ist Mittwoch, 13. Februar, 18 Uhr mit dem Thema „Palliativmedizin heute – Lebensqualität trotz fortgeschrittener unheilbarer Erkrankung“. Die Vortragenden sind dann Dr. Christiane Wigand-Richter und Dr. Rudolf Kosiek. Der Eintritt wird wie gewohnt kostenfrei sein.