Atemnot ist ein sehr bedrohliches Erlebnis. Egal, durch welche Krankheit sie verursacht wird, die Luft- oder Atemnot verursacht Angst. Was man aktiv dagegen tun kann, beschreibt Eike Hansen, Facharzt für Innere Medizin und Pneumologie im AMEOS Reha Klinikum Ratzeburg.
Angst kann manchmal ein guter Ratgeber sein, zum Beispiel, wenn ich einen schmalen Gebirgspfad entlanggehe, neben dem Weg sehe, wie der Abhang in die Tiefe führt und die Angst mir zuflüstert „Pass auf, da nicht runterzufallen“. Aber Angst kann auch manchmal Ratschläge geben, die alles nur noch schlimmer machen: Angst essen Lunge auf.
Wenn eine Krankheit, z.B. eine Raucherlunge, Luft-/Atemnot verursacht, dann tritt diese am Anfang dann auf, sobald ich mich anstrenge. Will mein Körper mir sagen: „Du sollst Dich nicht mehr so anstrengen, das kannst Du nicht mehr, das ist gefährlich.“? Mir fällt aber auf jeden Fall auf: Wenn ich mich weniger bewege, dann bleibt mir seltener die Luft weg. Ich entwickle ein so genanntes Schonungsverhalten. Das bedeutet aber auch: Bewege ich mich weniger, dann merke ich seltener, dass ich möglicherweise krank bin.
Schonungsverhalten hat fatale Folgen
Schonung klingt gut, klingt gesund. Leider wird mich mein Schonungsverhalten nicht gesund schonen, aber das merke ich nicht. Während ich mich seltener körperlich betätige, dadurch auch seltener Beschwerden habe, entwickelt sich bei mir ein Trainingsmangel: meine Muskeln, mein Herz, meine Lunge, die bisher (schimpfend zwar, aber dennoch tapfer) versuchten, meinen Anforderungen gerecht zu werden, werden durch die Schonung in der Zusammenarbeit ineffizienter.
Das führt dazu, dass (schon durch den Trainingsmangel) die Luftnot bei noch geringeren Belastungen auftritt. Also sagt die Angst: Da musst Du Dich wohl noch mehr schonen.
Anstrengung zu vermeiden, macht einsam und unglücklich
Frustrationen treten auf, ich kann nichts mehr, ich bin nicht mehr der Mensch, der ich sein wollte. Ich verlasse seltener das Haus, es ist zu anstrengend. Möglicherweise sehe ich seltener meine Freunde, auch bin ich seltener in der Natur unterwegs. Das kann mich in eine Depression führen. Daheim sitze ich und zünde mir aus Frust und Langeweile noch mehr Zigaretten an.
Als Lungenarzt tut es mir in der Seele weh, wenn ich Patienten mit schweren Lungenkrankheiten frage, ob sie nicht mit dem Rauchen aufhören wollen, und sie sagen: „Ich habe doch keine andere Freude im Leben.“ Dieser Punkt muss nicht die Endstation sein. Man kann den Teufelskreis, den ich gerade gezeichnet habe, durchbrechen.
Sich zu bewegen, ist ein Sieg gegen die Angst
Der Körper ist zu unglaublichen Leistungen fähig. Bewegung und Training können jeden beflügeln: Menschen standen auf Himalaya-Gipfeln. Dort ist die Luft recht dünn, aber der trainierte Körper kann sich der Herausforderung stellen. Und der Lungenarzt sieht immer wieder voller Staunen, wie viel lungenkranke Hundebesitzer leisten können. Wie die Liebe (zum Hund) die Angst besiegt, wie gut Gassigehen den Körper trainiert, wie Bewegung die Atemnot allmählich reduziert.
Lungenkranke Rehabilitanden sind zum Ende einer Rehabilitation im AMEOS Reha Klinikum Ratzeburg häufig verblüfft, zu welchen Leistungen sie ihren Körper durch gezieltes Training bringen konnten. Und begeistert von sich selbst. Und motiviert, diesen Weg weiter zu gehen. Und die Angst? Wenn alles glatt läuft, haben sie diese dafür genutzt, ihre letzte Zigarettenschachtel wegzuwerfen.
Vielleicht haben Sie weitere Fragen? Vielleicht finden Sie Antworten auf der Webseite AMEOS Reha Klinikum Ratzeburg. Für alle weiteren Auskünfte wenden Sie sich an unser Team vom Belegungsmanagement unter Tel. 04541 13 3800