«Ich bin Student und beobachte eine Müdigkeit mit Einschlafen sogar während der Prüfungen. Das hat schon zu spöttischen Bemerkungen seitens des Lehrers über meinen vermeintlich unsteten Lebenswandel geführt. Was ist da los?» Lorenz H., 21 Jahre

Johannes Mathis schildert den Fall:

Der Hausarzt hat einen Eisenmangel festgestellt und mit Eisentabletten behandelt, was aber nicht geholfen hat. Wegen häufigem Erwachen in der Nacht bei vermehrtem Stress seit Beginn des Studiums wurde eine Depression vermutet und eine Psychotherapie begonnen. Weil der Patient in der Befragung auch über Schnarchen und Atempausen berichtet hat, dachte der Psychiater an ein obstruktives Schlaf-Apnoe-Syndrom und hat den Patienten einem Schlafspezialisten zugewiesen.

In der Schlafsprechstunde konnte im Gespräch rasch geklärt werden, dass es sich nicht um eine «Müdigkeit», sondern um eine schwere «Schläfrigkeit» handelt. Die Schläfrigkeit sei mittlerweile so stark geworden, dass er am Mittag auf der Toilette einen Power Nap einlegen müsse. Auf gezielte Fragen nach weiteren Symptomen beschreibt der Patient seit einem Monat ungewöhnliche Schwächegefühle in den Knien jeweils beim Lachen. Auch vor dem Einschlafen am Abend oder bei den Mittagsschläfchen habe er Lähmungsgefühle wahrgenommen, gleichzeitig mit einem unheimlichen Anwesenheitsgefühl einer fremden Person im Schlafzimmer.

Zur genaueren Abklärung erfolgten dann zusätzliche Untersuchungen im Schlaflabor, bei denen die Vermutungsdiagnose einer Narkolepsie-Kataplexie bestätigt wurde. Der Schlafspezialist hat dem Patienten erklärt, dass es sich nicht um eine psychiatrische Ursache, sondern um einen Mangel von einem ganz bestimmten Botenstoff im Gehirn (Hypokretin) handeln würde. Nach der klaren Diagnose war der Patient eher erleichtert und durch die gute Beratung des Schlafspezialisten und nach Beginn einer medikamentösen Behandlung konnten die Symptome deutlich gelindert und seine Lebensqualität gebessert werden. Einige Monate später ist der junge Mann bei der Schweizerischen Narkolepsie Gesellschaft beigetreten, wo er von den Erfahrungen der anderen Mitglieder profitieren konnte. Weitere Informationen auf www.narcolepsy.ch